Eisenmangel: Symptome, Diagnostik und Tipps für die Ernährung

Beitrag von Dr. med. Ingo Schmitz-Urban, zuletzt aktualisiert am 13. Oktober 2023

Beitrag von Dr. med. Ingo Schmitz-Urban, zuletzt aktualisiert am 13. Oktober 2023

Eisenmangel ist eine weit verbreitete Ernährungsstörung, die jeden treffen kann. Doch woran erkennt man Eisenmangel und wie lässt er sich durch eine bewusste Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel lindern? In diesem Artikel zeige ich dir, an welchen Symptomen man einen Eisenmangel erkennt, wie er diagnostiziert wird und wie er über Supplemente oder die Ernährung therapiert wird.

Was ist Eisenmangel?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Eisenmangel ist durch eine unzureichende Eisenzufuhr oder einen erhöhten Eisenverlust gekennzeichnet.
  • Daraus kann sich eine Reduktion der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) ergeben - man spricht auch von einer Anämie oder Blutarmut.
  • Die Eisenmangelanämie kann mit zahlreichen Symptomen einhergehen und muss ärztlich diagnostiziert werden.
  • Es sollte immer abgeklärt werden, was die Ursache des Eisenmangels ist.
  • Die Therapie sieht den Ausgleich der Eisenzufuhr über Eisenpräparate oder die Ernährung vor.

Was ist Eisenmangel bzw. eine Eisenmangel-Anämie?

Eisenmangel ist eine Art des Mineralstoffmangels, bei der dem Körper entweder zu wenig Eisen zugeführt wird, z.B. über eine einseitige Ernährung, oder zu viel Eisen verloren wird, z.B. über einen akuten oder chronischen Blutverlust. Denn Eisen ist u.a. über den Blutfarbstoff Hämoglobin für die Blutbildung essenziell - Hämoglobin bindet das Eisen und ist für den Sauerstofftransport zu unseren Zellen verantwortlich.

Eisenmangel betrifft in Europa ca. jede zehnte Person, bei Frauen im gebärfähigen Alter ist jede Fünfte betroffen (1).

Der Eisenbedarf liegt bei Männern bei 10mg am Tag, Frauen im gebärfähigen Alter benötigen 15 mg (2). Schwangere und Stillende haben einen noch höheren Eisenbedarf.

Ein längerer Eisenmangel führt zu einer Eisenmangelanämie (=Blutarmut, Reduzierung der Erythrozyten), der erstmal ohne Symptome unbemerkt bleiben kann, sich jedoch auch durch verschiedene Symptome zeigen kann.

Symptome von Eisenmangel bzw. einer Anämie

Die Symptome können vielfältig sein und reichen von spezifischen Anzeichen bis hin zu allgemeinen Anämie-Symptomen. Hier sind die häufigsten Symptome im Überblick:

Spezifische Symptome der Eisenmangelanämie:

  1. Risse in den Mundwinkeln: Risse oder Wunden in den Ecken des Mundes, die schmerzhaft sein können, auch bekannt als Mundwinkelrhagaden.
  2. Wiederkehrende Aphthen der Mundschleimhaut: Kleine Schleimentzündungen im Mund.
  3. Nagel- und Haarveränderungen: Hierzu gehören Rillenbildung der Nägel, Hohlnägel, brüchige Nägel und Haarausfall.
  4. Kognitive Defizite und Konzentrationsstörungen: Eisenmangel kann die kognitive Funktion beeinträchtigen und zu Konzentrationsschwierigkeiten führen.
  5. Schlafstörungen: Eisenmangel kann Schlafstörungen verursachen, und in einigen Fällen kann das Restless-Legs-Syndrom auftreten, was zu unruhigen Beinen während des Schlafs führt.

Allgemeine Symptome der Anämie:

  1. Blässe der Haut und Schleimhäute: Die Haut und Schleimhäute können blass erscheinen.
  2. Schnellere Ermüdbarkeit und abnehmende Leistungsfähigkeit: Betroffene fühlen sich schneller müde und erschöpft, selbst bei geringer Anstrengung.
  3. Belastungsluftnot: Atemnot bei körperlicher Belastung.
  4. Tachykardie: Beschleunigter Herzschlag, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen.

Symptome bei besonderen Patientengruppen:

  • Chronischer Eisenmangel bei Kindern: Bei Kindern kann chronischer Eisenmangel zu kognitiven und neurologischen Defiziten sowie Wachstumsstörungen führen.
  • Schwangere: Eisenmangel während der Schwangerschaft kann das Risiko von Aborten, Frühgeburtlichkeit, mütterlichen Infektionen und fetalen Entwicklungsstörungen erhöhen, da der Fötus bevorzugt mit Eisen versorgt wird.

Achtung: Eine Eisenmangelanämie kann auch mit Beschwerden im Magen-Darm-Trakt wie Bauchschmerzen, Veränderungen im Stuhlgang, Gewichtsverlust, Schluckbeschwerden und Blut im Stuhl oder Urin einhergehen. Diese Symptome können aufgrund einer separaten schwerwiegenden Erkrankung auftreten, die dann im zweiten Schritt zu einer Eisenmangelanämie geführt hat. Wenn eines dieser Symptome auftritt, ist eine rasche ärztliche Abklärung sinnvoll.

Diagnostik einer Eisenmangelanämie

Die Diagnose einer Eisenmangelanämie erfordert eine gründliche Untersuchung und die Auswertung verschiedener Laborwerte:

  • Hämoglobinspiegel: Anämie wird definiert durch einen Hämoglobinspiegel (Hb) von weniger als 12 Gramm pro Deziliter Blut (g/dL) bei nicht-schwangeren Frauen, weniger als 11 g/dL bei schwangeren Frauen und weniger als 13 g/dL bei Männern.
  • Ferritin-Test: Das Serum-Ferritin ist ein wichtiger Marker zur Diagnose von Eisenmangel. Ein Wert unter 30 Mikrogramm pro Liter Blut (µg/L) kann auf Eisenmangel bei Anämie hinweisen.
  • C-reaktives Protein (CRP): Dieser Entzündungsmarker wird gemessen, um eine falsche Erhöhung des Ferritinspiegels aufgrund von Entzündungen oder Infektionen auszuschließen.
  • Weitere Blutparameter: Eisenmangelanämie kann auch anhand anderer Blutwerte diagnostiziert werden, darunter das mittlere korpuskuläre Volumen (MCV), der mittlere Zellhämoglobinspiegel (MCH) und Transferrinsättigung.
Eisenmangel Diagnostik

Die Diagnose von Eisenmangelanämie erfordert eine sorgfältige Beurteilung der oben genannten Parameter und gegebenenfalls zusätzliche Untersuchungen, um die zugrunde liegenden Ursachen zu ermitteln. Dies ermöglicht eine gezielte Behandlung, um den Eisenmangel zu beheben und die Anämie zu korrigieren.

Therapie des Eisenmangels

Es gibt grundsätzlich zwei Behandlungsansätze: Die Therapie mit Eisenpräparaten oder über die Ernährung:

Therapie durch Eisenpräparate

Die primäre Therapie zur Behandlung einer Eisenmangelanämie besteht in der oralen Eisenzufuhr, das heißt der Einnahme von Eisenpräparaten.

Diese Art der Behandlung ist eine effektive Maßnahme sowohl zur Behandlung eines Eisenmangels auch zur Vorbeugung bei erhöhtem Bedarf, wie z.B. während einer Schwangerschaft. Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von oralen Eisenpräparaten während der Schwangerschaft dazu beitragen kann, mütterlichen Eisenmangel und niedriges Geburtsgewicht beim Kind (eine mögliche Folge von mütterlichem Eisenmangel) zu reduzieren (3).

Ein häufig verwendetes Präparat und eine übliche Dosierung von oralem Eisen ist z.B. Ferrosulfat in einer Menge von 100 bis 200 Milligramm pro Tag. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass die Einnahme an jedem zweitem Tag der täglichen Einnahme überlegen sein könnte (4).

Die Einnahme von Eisenpräparaten sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, wobei der Arzt die geeignete Dosierung und Dauer der Behandlung gemäß den individuellen Bedürfnissen des Patienten festlegt. Regelmäßige Überwachung der Blutwerte ist notwendig, um die Wirksamkeit der Therapie zu überwachen und sicherzustellen, dass die Hämoglobinwerte sich normalisieren.

Wichtig: Die Behandlung einer Eisenmangelanämie benötigt Geduld, da die Hämoglobin-Konzentration nur sehr langsam steigt.


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Die Behandlung einer Eisenmangelanämie benötigt Geduld, da die Hämoglobin-Konzentration nur sehr langsam steigt.


DR. MED. INGO SCHMITZ-URBAN

ARZT | TÄTIGKEITSSCHWERPUNKT ERNÄHRUNGSMEDIZIN

Zu den üblichen Nebenwirkungen der Eisensupplementierung gehören Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung, Bauchbeschwerden, Übelkeit oder Erbrechen.

Eisenpräparate mit magensaftresistenten Überzügen können die gastrointestinalen Nebenwirkungen minimieren, weisen jedoch eine geringere Absorptionsrate auf.

Eine Alternative zur besseren Verträglichkeit ist die Einnahme mit einer Mahlzeit, jedoch können bestimmte Substanzen die Aufnahme des Eisens behindern (siehe unten).

Es wird empfohlen, die orale Einnahme von Eisen auch nach der Wiederherstellung des normalen Hämoglobinspiegels für weitere 3-6 Monate fortzusetzen, um auch die Eisenspeicher, also das Ferritin, komplett aufzufüllen. Langfristige Eisen-Supplementierung ohne Überwachung der Eisenblutmarker ist jedoch nicht zu empfehlen, da die Nebenwirkungen hoher Eisenspiegel schwerwiegend sein können.

Neben der Therapie über Eisenpräparate kann der Eisenmangel auch über eine gesunde Ernährung ausgeglichen werden.

Therapie über die Ernährung

Wer den Eisenmangel über die Ernährung ausgleichen möchte, sollte zunächst einmal wissen, dass Eisen aus tierischen Quellen besser verstoffwechselt wird als Eisen aus pflanzlichen Quellen. Der Grund ist, dass das Eisen z.B. in rotem Fleisch als zweiwertiges Eisen an das Hämoglobin gebunden ist und so von uns besser aufgenommen wird als dreiwertiges Eisen in Pflanzen.

Nachfolgend einige Quellen für eisenreiche Lebensmittel:

Tierische Quellen für Eisen:

  1. Rotes Fleisch (Rind, Lamm, Schwein)
  2. Geflügel (insbesondere Hühnchen und Truthahn)
  3. Fisch (insbesondere Thunfisch, Makrele und Kabeljau)
  4. Innereien (Leber, Nieren)
  5. Eier

Pflanzliche Quellen für Eisen:

  1. Hülsenfrüchte (Linsen, Kichererbsen, Bohnen)
  2. Nüsse und Samen (Mandeln, Kürbiskerne, Sesam)
  3. Getreideprodukte (Haferflocken, Vollkornbrot)
  4. Dunkelgrünes Blattgemüse (Spinat, Grünkohl, Mangold)
  5. Getrocknete Früchte (Aprikosen, Rosinen)
  6. Tofu und andere Sojaprodukte
  7. Kartoffeln
  8. Quinoa

Wer die Aufnahme von Eisen verbessern will, der kann eisenreiche Lebensmitteln mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln kombinieren: Denn Vitamin C steigert die Eisenresorption und hilft so beim Ausgleich des Eisenmangels.

Achtung: Säuren wie Oxalsäure (in Gemüse wie Spinat), Gerbstoffe (zum Beispiel in Kaffee, Tee und Rotwein), Phytate (die sich in bestimmten Hülsenfrüchten und Gemüsesorten finden lassen), verschiedene Polyphenole (z.B. Flavonoide) und Nahrungsmittel, die reich an Mineralien wie Calcium, Zink und Magnesium sind, können die Aufnahme von Eisen verringern.

Daher kann die Eisenzufuhr auf nüchternen Magen oder zumindest in Abwesenheit einiger dieser Verbindungen die Aufnahme steigern. Allerdings könnten einige Personen verstärkte Nebenwirkungen wie Übelkeit erleben, wenn sie Eisen auf leeren Magen einnehmen. Eine Alternative ist statt der Nüchterneinnahme die kombinierte Einnahme mit Vitamin C.

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Das Fazit vom Fitnessdoc

Ein Eisenmangel kann auf die Dauer zu einer Eisenmangelanämie führen, die sich durch verschiedenste Symptome bemerkbar machen kann. Bestimmte Personengruppen haben einen besonders hohen Bedarf, so z.B. Schwangere. Aber auch in der breiten Bevölkerung ist Eisenmangel weit verbreitet. Die Therapie ist über Eisenpräparate und/ oder die Ernährung möglich - jedoch sollte auf jeden Fall auf die Besonderheiten der Resorption geachtet werden.

Dr. med. Ingo SChmitz-Urban

Arzt | Tätigkeitsschwerpunkt Ernährungsmedizin

Quellenangaben:

  1. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/eisenmangel-und-eisenmangelanaemie/@@guideline/html/index.html
  2. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/eisen/
  3. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23794316/
  4. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31413088
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